Entfernte Galaxien

No Input Ensemble dreht bei Zeitraumexit an den Reglern

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Mannheimer Morgen

Eine kleine Handbewegung mehr, schon entsteht aus dem leisen Knattern ein Donnergrollen. Die vier Musiker bedienen ihre Mischpulte mit einer Genauigkeit, als würden sie ein filigranes Schmuckstück herstellen. Mithilfe von internen akustischen Rückkopplungen werden aus den Mischpulten Instrumente: Instrumente mit einem unglaublichen Klangspektrum. Das No Input Ensemble bestreitet den Abend im Zeitraumexit ohne sein fünftes Ensemblemitglied. Trotzdem werden Zeit und Raum verlassen. War man in dem einen Moment noch umgeben von Geräuschen, die an Flughäfen erinnern, ist man im nächsten Moment am Strand und hört Meeresrauschen. Entfernte Galaxien tun sich auf, wenn die vibrierenden Bässe auf Science-Fiction-artige Sinustöne treffen.

Komposition und Improvisation
Plötzlich droht alles zu zerbrechen. Es wird laut, überall kracht es, als würden ganze Felswände gesprengt. Der Zuhörer bekommt spätestens hier Angst um sein Gehör. Doch jetzt muss er den beiden Künstlern vertrauen. Es ist alles unter Kontrolle, ein fast nicht sichtbarer Handgriff hat alles gerettet, es wird ruhiger. Nach ihrem ersten, 20-minütigen Stück "Wechselspannung", das Komposition mit Improvisation verbindet, folgt im zweiten Teil des Konzertes eine reine Improvisation. Man denkt an Vogelgezwitscher, dann an Laserschwerter, wenn plötzlich ein Klinkenkabel mit Absicht rausgezogen wird. "Wenn ihr noch Fragen habt, dürft ihr gerne auf uns zukommen", so die jungen Studenten der Musikinformatik. Dieses Angebot nehmen viele Zuhörer wahr: Versammelt um die Mischpulte haben sie die Gelegenheit auch mal an den Reglern zu drehen.

holub