Mehr gemeinsam
Freie Theaterszene in Mannheim möchte mehr Kooperation und mehr Zuschuss
Zeitung
Mit einem gemeinsamen Manifest für mehr Zusammenarbeit und der Forderung nach Stärkung der Position der freien Szene treten die Mannheimer Theaterhäuser Felina-Areal, TiG7 und Zeitraumexit an die Öffentlichkeit. Um im Hinblick auf eine mögliche Kulturhauptstadt Mannheim mehr Qualität und Originalität zu entwickeln sei eine kontinuierliche und professionelle Aufbauarbeit notwendig, begründen die Theatermacher ihren Ruf nach mehr finanzieller Unterstützung.
Kooperation statt Konkurrenz lautet der Tenor des Manifestes. Zwar sollen die drei Theaterhäuser in ihrem eigenen programmatischen Profil erhalten bleiben,wie Gabriele Oßwald von Zeitraumexit betonte. Mit der angekündigten verstärkten Kooperation wollen die Beteiligten aber Synergien freisetzen. Dies beginnt mit der gemeinsamen Nutzung von Räumen, Ausstattung und Technik. Neben der gegenseitigen materiellen Hilfe soll es dem einzelnen Theater künftig möglich werden, Projekte an jenem Spielort zu realisieren, der dafür die besten räumlichen Voraussetzungen bietet. Einbezogen als möglicher Ort ist offenbar auch die Alte Feuerwache.
Die Zusammenarbeit soll ihre Fortsetzung auch in einem gemeinschaftlichen Auftritt gegenüber der Öffentlichkeit finden. Mit der Entwicklung eines gemeinsamen „Labels“ unter dem Namen „Freie Radikale“ wollen die Theatermacher künftig mehr als bisher eigene ästhetische Positionen markieren und nach außen kommunizieren. „Für 2013 wollen wir eine Veranstaltungsreihe mit einer neuen Form von Diskussion zu kulturpolitischen Fragen entwickeln“, nennt Inka Neubert von TiG7 ein erstes gemeinschaftliches Projekt.
Darüber hinaus will man zu einer stärkeren Vernetzung in der Präsentation von Eigen- und Koproduktionen sowie nationaler und internationaler Gastspiele kommen. In puncto Gastspiele hat jedes der Mannheimer Theaterhäuser bereits ambitionierte Vorhaben geplant, der Realisierung im Weg steht jedoch die unsichere Finanzierung. „Wir arbeiten bisher unter Bedingungen, die uns sehr einschränken. Wir wollen mehr Perspektive, um die Qualität auf eine höhere Stufe zu heben“, spricht Wolfgang Gladrow von TiG7 das Thema Planungssicherheit an.
„Wir wünschen uns Fünfjahreszeiträume wie das Nationaltheater“,wird Oßwald konkret. Zwar seien die Projektmittel für die Freie Szene in den letzten Jahren deutlich erhöht worden, auch habe das Produktionsfestival „Schwindelfrei“ und die Initiative zur Schaffung eines Zentrums der Darstellenden Künste starke Impulse gebracht. Substanziell habe sich die finanzielle Situation der drei Häuser jedoch nicht verbessert. Im Umkehrschluss heißt dies: Nur auf der Basis einer langfristigen öffentlichen Förderung sei die künftige Entwicklung einer Kulturszene auf europäischem Niveau möglich, sind sich die Theatermacher einig.
von Gerhard Bühler