Kunst der Performance

Tanz: frisch eingetroffen geht bei zeitraumexit zu Ende

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Mannheimer Morgen

Unter dem Label "frisch eingetroffen" sind in Mannheim wieder neue Werke von Nach-wuchskünstlern der Tanzperformance-, Video- und Life-Art-Szene zu erleben. Meistens arbeiten sie über die Grenzen der Kunstformen hinweg. Nun erkunden die Forscher aus Schweden, Serbien und der Schweiz etwa den Begriff "zeitgenössischer Tanz". Sie fragen sich und das Publikum nach Kriterien - oder zerlegen eine Musik-, Tanz und Ju-gendkultur wie Rap und setzen sie durch Analyse von Körper, Sprache, Geste in neues Licht. Und sie pochen auf politische Debatten.

Tanz aus knappen Gesten
Cosima Grand hockt am Boden im Sweater mit Kapuze und wippt den Kopf. Auf die Ohren drücken Beats von Aldir Polymeris, zu denen seine Wörter auf dem Bildschirm blinken. Später verbindet Grand knappe Gesten zum Tanz. Danach ist der Bildschirm gedreht und ihr Schattentanz flackert auf der Rückwand. Zuletzt verwandelt sie ein Poem des Tänzers Douglas Dunn: "Dancing is talking, talking is dancing" (Tanz ist Gespräch). Und das ist nicht nur ein wunderbares Zitat auf die Tanzgeschichte, sondern auch eine geniale Fortsetzung in heutige Performance-Kunst.

Ana Dubljevic und Milan Markovic aus Serbien stellen ihr Publikum vor einen Wandtext über europäische Werte. Sie greifen die Flüchtlingswelle auf Lampedusa und die rassistischen Vorfälle auf griechischen Erdbeerfeldern auf. Doch wenn sie am Ende den Text auswischen und "european identity begins in Lampedusa" stehen lassen, ist das zu wenig, um berührt zu werden. Ein furioses Zukunftsspektakel um den Tanz und seine Tragfähigkeit in der Gesellschaft bieten die serbischen Künstler Willy Prager und Sonja Pregrad. In starken Bildern setzen sie ihren Körper und ihre Kostümierung in Szene. Mal erscheinen sie wie ein alterndes Paar, mal sind sie wie wild gewordene Mozart-Monster und stehen bald nackt vor einem. "Kennen Sie zeitgenössischen Tanz?", fragen sie und antworten so auch auf künftige Formen.

Nora Abdel Rahman