die kleine Freiheit (c) Jost von Harleßem
 

Wilsonstraße – Werkschau der ATW Gießen

Theater, Performance, Tanz
Freitag, 26.4.13 20 Uhr Samstag, 27.4.13 20 Uhr Eintritt 13€ / ermäßigt 6,50€ Die VEeranstaltungen ist ausverkauft. Restkarten nur noch an der Abendkasse!

English Version

Die Angewandte Theaterwissenschaft gilt als Enfant Terrible unter den deutschen Theaterschulen, vor dem sich so mancher Intendant fürchtet; wird Theater dort doch seit jeher nicht mit Schauspiel und Dramen-Inszenierung identifiziert, sondern als entgrenzter Raum verstanden, der Platz für crossmediale Experimente bietet.
Und weil zeitraumexit ähnlich über Theater denkt, gibt es hier regelmäßig die „Wilsonstraße“. Die bietet mit den jüngsten Arbeiten aus dem Institut echtes Gießen-Feeling. Das Institut schnürt auch in diesem Jahr ein Programm-Paket aus den besten und bemerkenswertesten studentischen Arbeiten. Wir freuen uns schon auf zwei volle Abende Wilsonstraße.


Programm am FREITAG, 26. April

Der souveräne Mensch - warum Juwelen glänzen und Kieselsteine grau sind
„Diese Angst, die jeder von uns kennt, liebes Publikum! Die Angst vor der Leere, die sich ab und zu in uns ankündigt und uns das Gefühl gibt, dass wir uns verlieren und uns nicht mehr richtig beisammen haben, nicht mehr Ganz zu sein. Genau diese Angst vor dieser Lücke. Und auch die Angst, das eigene Leben sei nichtig, bedeutungslos und eine völlig banale Nebenerscheinung im Universum bis zu unserem Tod. Über den hinaus doch etwas bleiben muss! Bestand haben muss! Dieser Moment, der irgendwann kommen wird, liebes Publikum. Und der uns mit einem Schlag all das nehmen wird, an dem wir so hart gearbeitet haben: Unserem Selbst! In das wir so viel investiert haben. Wir würden es verlieren, liebes Publikum! Gäbe es da nicht die Souveränen, die uns das Gefühl geben, es niemals verlieren zu können.“

Von und mit: Arnita Jaunsubrena, Lea Schneidermann, Kim Willems

DIE KLEINE FREIHEIT – VIELLEICHT
Es ist ja so: Einer steht da und erzählt wie es ist. Man könnte sich mit ihm unterhalten, aber meistens unterhält nur der eine die anderen. Und gut, dass das mal einer sagt. Selber sagt man's ja auch immer wieder. Aber gut, dass noch jemand das so sieht –

Und dann stehen da Zwei und üben Kraft aus. Gegen den Feind: das Kapital. Gegen den Freund, gegen einander. Man schlägt zu und schlägt… ins Leere. Früher wurde man sogar beschattet, aber das ist lange her.

Tucholsky hat den Holocaust verhindert, Georg Kreisler den Vietnamkrieg. Und jetzt also wir. Was wir nicht schon alles verhindert haben!
Soll heißen: der Untergang ist nah, aber wir sind zur Stelle, und haben bunte Anzüge an, da kann man eigentlich nichts gegen sagen. Warum nicht mal einen Genozid wegjonglieren oder die Finanzkrise in ein Ballontierchen einknoten? Vielleicht versteht man das dann!
Und Willi, mach mal das Licht aus! Oder nee… nee lass sein…

Konzept, Texte, Performance: Stephan Dorn & Falk Rößler.
Technik, Raum: Jost von Harleßem.
Produktion: Alessia Neumann.
Kostüme / Raum: Katharina Sendfeld.
Dramaturgische Mitarbeit: Michaela Stolte & Nele Stuhler

Die begehbare Installation ['Gize:h] von [GALAKTIKON] ist Freitag und Samstag jeweils ab 19.00 Uhr, sowie zwischen den Aufführungen besuchbar

[’Gize:h] von [GALAKTIKON]

Zuoberst die moosige Frische, die in kleinen Wirbeln Ritzen und Furchen erkundet. Darunter schon der metallische Dampf, winzige Blüten ins Gekräus fräsend. Tiefer dann steigt der sinnliche Moschus hinein bis in die letzte Pore, vertreibt aus ihr den säuerlich um sich beißenden Schweiß, bis alles flieht. Zurück bleibt ein Graben, heruntergekühlt und zum Ausheben bereit. In Tüchern wird er trocken gelegt und für künftige Vorhaben konserviert. Ihn kümmert nicht was in ihm kommt, noch was von ihm bleibt. Den Stich macht ein anderer.
[GALAKTIKON] beschäftigen sich mit Massenproduktion und der wirtschaftlichen Verwertung von Körpern und Körperbildern.
Sie stellen einen Produktionsort aus, der wie seine Objekte in einer Bewegung eingefroren scheint. An die im Ort angelegten Assoziationsfelder kann der Besucher mit seiner Imagination anknüpfen und Ort wie Objekte verlebendigen.

[GALAKTIKON] sind Alexander Buers, Laura Eggert, Leo Großwendt, Angela Harter, Anna Krauß, Fabian Passarelli, Jennifer Sittler, Katharina Stephan, Jost von Harleßem, Hanke Wilsmann.

Programm am SAMSTAG, 27.April

Wasting my time
Vom Musikstück zum Kleidungsstück: Kristin Gerwien nahm den Song "Wasting my time" von Klaus Nomi als strukturgebende Vorlage für den Bau eines Kostüms, mittels dessen das Lied auch ohne Musik gespielt werden kann.

Eine Choreografie von und mit Johannes Van Bebber, Romain Thibaud-Rose, Gregor Glogowski und Anna Krauss

30 qbpm
Steter Tropfen schafft den beat für eine prototypische Fuge, übertragen in die dritte Dimension. Einfache Körperübungen wie Kniebeuge und Liegestütz bilden das gestischen Material der sportiven Bewegungsperformance. Aus parallelen Schichten von Klang, Bewegung und Bild schnellen einzelnen Stimmen für wenige Takte zwischen den gleichberechtigten Partnern nach oben und überführen die idealtypische musikalische Form in ein subjektives Erleben.

Von Kevin Barz & Robert Läßig. Dank an Ricarda Sowa

on tights
J.S. Bach -Passacaglia und Fuge in c-Moll BWV 582. Eine durchscheinende Basslinie verbindet sich mit Variationen zu einer graphischen Choreographie. Meine Bewegung. Deine Bewegung. Unsere Form.

Von Janna Athena Pinsker & Ola Stankiewicz Licht: Corbinian Deller

Ein seltenes mattes Lächeln
Dunkelheit. 4 Tänzer vor einer schwarzen Wand. Dunkelheit. Schritte. Vervielfältigte Schritte. Sie formieren einen Rhythmus. Die Dauer irritiert. Langsam werden Körper sichtbar. Der Rhythmus ebenfalls. Choreografie und Klang verbinden sich, drängen auseinander, bedingen sich, variieren und finden sich doch immer wieder. Ein ewiges Suchen und Finden. Wiederholung, Veränderung, Wiederholung, Gleichklang, Wiederholung, Gleichschritt, Wiederholung. Der Takt, der Körper, die Maschine, im Licht. Dunkelheit. Ein Projekt in Form einer musikalischen Maschine. Die Tänzer sind über eine rhythmische Partitur verbunden. Die Rhythmen greifen ineinander wie Zahnräder. Gemeinsam und tänzerisch werden kompositorische Formen untersucht. Die Musikalität setzt Verhältnisse und Tanz sucht nach klanglicher Erfahrung.

Die Projekte Ein seltenes mattes Lächeln, on tights, 30 qbpm und Wasting my time entstanden innerhalb des Szenischen Projekts von Heiner Goebbels "WE FORGOT THE BELL - Zur Übersetzung muskalischer Formen in szenische Formate"

 

Ultra_Mania
Otaku bedeutet die Belebung eines Objekts: Einem Gegenstand, einer Puppe oder einer virtuellen Figur werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben. Aktion-Reaktion geschieht als Kommunikation nicht zwischen Menschen, sondern als Kommunikation zwischen Mensch und Ding. Ultra_Mania setzt sich mit dem Phänomen des Otakus auseinander und ist ein künstlerisches Experiment, in dem sich physische und emotionale Aktion bzw. Reaktion begegnen sollen. Es geht um die Inszenierung und Aufführung der Grenze zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem. Gibt es die strikte Abgrenzung zwischen beidem? Wenn es sie gibt, bei welchen Fragen, die unser Leben betreffen, hilft sie uns weiter?

Performance von Jungyun Bae. Performer: Jungyun Bae & Tümay Kilincel. Audiovisuelle Gestaltung: Yoonsun Kim & Lea Schneidermann

Die begehbare Installation ['Gize:h] von [GALAKTIKON] ist Freitag und Samstag jeweils ab 19.00 Uhr, sowie zwischen den Aufführungen besuchbar:

[’Gize:h] von [GALAKTIKON]
Zuoberst die moosige Frische, die in kleinen Wirbeln Ritzen und Furchen erkundet. Darunter schon der metallische Dampf, winzige Blüten ins Gekräus fräsend. Tiefer dann steigt der sinnliche Moschus hinein bis in die letzte Pore, vertreibt aus ihr den säuerlich um sich beißenden Schweiß, bis alles flieht. Zurück bleibt ein Graben, heruntergekühlt und zum Ausheben bereit. In Tüchern wird er trocken gelegt und für künftige Vorhaben konserviert. Ihn kümmert nicht was in ihm kommt, noch was von ihm bleibt. Den Stich macht ein anderer.
[GALAKTIKON] beschäftigen sich mit Massenproduktion und der wirtschaftlichen Verwertung von Körpern und Körperbildern.
Sie stellen einen Produktionsort aus, der wie seine Objekte in einer Bewegung eingefroren scheint. An die im Ort angelegten Assoziationsfelder kann der Besucher mit seiner Imagination anknüpfen und Ort wie Objekte verlebendigen.

[GALAKTIKON] sind Alexander Buers, Laura Eggert, Leo Großwendt, Angela Harter, Anna Krauß, Fabian Passarelli, Jennifer Sittler, Katharina Stephan, Jost von Harleßem, Hanke Wilsmann.

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